„Mach Dich bereit für den Kampf ums Paradies!“

À partir de classiques de la chanson française et allemande et de chansons portuaires, scorbuteur crée un univers scorbüt un cosmos musical fait de fragments de désirs passés, d’utopies
et de peurs.

Deutschlandradio Kultur

Aus französischen und deutschen Chanson-Klassikern und Hafenliedern entsteht bei scorbüt ein musikalischer Kosmos aus Fragmenten vergangener Wünsche, Utopien und Ängste.

Deutschlandradio Kultur.

Rio Reiser auf europäisch?
„Mach Dich bereit für den Kampf ums Paradies!“, brüllt Rio ins Mikro. Um dann wiede sanft das Publikum zu beschwören: „Ich bin jetzt wach… gib mir Deine Hand… es geht Schritt für Schritt ins Paradies“. Dieses Pathos berührt heute peinlich bis ironisch. Und
gleichzeitig: die Wortwahl könnte 1:1 aus einem IS-Bekennervideo stammen.

Die Utopien scheinen vor die Mauern Europas ausgewandert zu sein. Und gleichzeitig schwimmen die „Blinden Passagiere“, die Reiser in seinen früher oft belächelten Meerliedern als Metapher aufruft, heute sehr real im Mittelmeer. Die feinsinnigen Bearbeitungen von scorbüt machen den Blick für diese Interferenzen frei. Und gerade wenn alte Hits und Schlagwörter teils auf französisch auftauchen, erkennt man neu ihre Schönheit und die sehr eigene Kraft, die Rio in sie hineinzulegen verstand. Und dabei fragt man sich plötzlich, wo wir da heute stehen. Wo Reiser noch sehr sicher immer und immer wiederholen konnte „Dieses Land ist es nicht!“, scheint Bedrohung und Angriff auf Freiheit und Menschlichkeit heute von jenseits des Nationalstaats zu greifen. „Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist?“. Scorbüt finden keine Inseln. Aber ihr Konzert legt die Brüche zwischen damals und heute frei, die Wunden und Ironien. Und damit das allgemeine Unwohlsein in Europa zwischen Finanzgewalt und Stacheldrahtaußengrenzen: denn eins spüren wir sicher,
DIESES Europa kann es nicht sein, Ceci nest pas l‘EUROPE.

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