Neutralitätsstudien – Neutrality Studies

Ein Beitrag von Nel Bonilla.

wenn Sie über mein kürzlich geführtes Interview mit Pascal Lottaz zum Thema Neutralitätsstudien hierher gelangt sind, danke ich Ihnen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihr Interesse an diesen Themen, die leider von Tag zu Tag dringlicher werden.

Ein paar Worte zu meiner Person und was Sie von Worldlines erwarten können:

Meine Ausbildung in Humangeographie, Migrationsstudien und Soziologie fließt in meine Analyse der Art und Weise ein, wie Systeme – und nicht nur Individuen (obwohl Individuen auch dazu gehören, aber meist als Teil größerer Gruppen) – globale Machtkonstellationen formen. Ich untersuche Elitenetzwerke, strukturelle und organisierte Gewalt und die verborgene Maschinerie der Geopolitik, manchmal mit dem Schwerpunkt, wie Institutionen Loyalität und Konflikte erzeugen.

Bei Worldlines untersuche ich die weitgehend unsichtbare Architektur der zeitgenössischen Geopolitik, die ihr zugrunde liegenden Schaltkreise, zum Beispiel durch:

🔹 Elite Strategy: Die Institutionen, Stiftungen und Drehtürkarrieren, die privates Kapital in öffentliche Politik umwandeln.

🔹 Wie Konflikte gestaltet werden: Warum Begriffe wie „strategische Mehrdeutigkeit“ und „Multidomänen-Kriegsführung“ Blaupausen für endlose Eskalation sind und keineswegs der Lösung von Konflikten dienen.

🔹 Strukturelle Kontinuitäten: Die anhaltende hegemoniale Logik, die die Eindämmung des Kalten Krieges mit dem heutigen „Großmacht-Wettbewerb“ mit all seinen menschlichen und politischen Folgen verbindet.

Mein Ziel ist es nicht, Schlagzeilen zu verfolgen, sondern die langfristigen Prozesse zu verstehen, die sie antreiben. Gelegentlich reagiere ich auf bestimmte Nachrichtenereignisse, aber immer mit einem strukturellen Blickwinkel.

Vorgeschlagene Einstiegspunkte
Je nach Interesse können Sie hier mit einigen Beiträgen beginnen:

🔹Elite Capture & European Self-Destruction
Warum transatlantische Netzwerke die EU-Politik gegen ihre eigenen Interessen vorantreiben. Und insbesondere, warum Deutschlands Energiearmut und Aufrüstungspolitik fast schon konstruierte Ergebnisse sind.
🔹Der Mythos der transatlantischen Spaltung
Die „Autonomie“-Debatten der EU, erklärt: Warum die „Gräben“ zwischen den USA und Europa meist nur Theater sind.
🔹Der Plan für US-Drohnenangriffe in Mexiko
Ein Blick darauf, wie nominell neutrale Länder in der unipolaren-multipolaren Konfrontation ins Visier genommen werden.
🔹Zölle als Belagerungsmaschinen
Was der Zollkrieg gegen China über die langfristige Strategie der USA verrät.

🔹Transatlantische Konvergenz: Frieden oder schlummernde NATO?
Wie Europa im Rahmen einer neuen Einsatzdoktrin für den Krieg umgerüstet wird.

🔹Das geopolitische Theater: Trump, die NATO und der Weg ins Jahr 2028
Anzeichen dafür, dass die Eskalation kein Zufall ist, sondern Teil eines bewussten und inszenierten Kontinuums.

🔹Warum unterstützen die regierenden Eliten schädliche Politiken?
Eine Untersuchung des systemischen, ideologischen und institutionellen Drucks auf die Entscheidungsfindung der Eliten.


Demnächst,
Ich entwickle derzeit ein neues langes Stück mit dem Arbeitstitel:
„Weaponizing Time & Uncertainty“. Darin wird untersucht, wie strategische Mehrdeutigkeit eingesetzt wird, um die Instabilität zu verlängern, was darauf hindeutet, dass globale permanente Spannungen das beabsichtigte Ergebnis sind. Natürlich wird dies noch viel ausführlicher erklärt und dargelegt werden.


Ein Hinweis zu Rhythmus und Zeitplan
Ich befinde mich in der Endphase meiner Doktorarbeit, daher erscheinen die wichtigsten Beiträge vorerst etwa alle drei Wochen. Sobald die Dissertation eingereicht ist, werde ich häufiger veröffentlichen und auch Fragen und Antworten, Forschungstipps und Beiträge hinter den Kulissen veröffentlichen. Dies sind historische Zeiten, und ich glaube, sie rechtfertigen eine sorgfältige und kritische Aufzeichnung.

In jedem Fall bin ich besonders gespannt darauf, von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zu erfahren, wie sich diese Analyse auf Ihren Kontext auswirkt (wo immer Sie sich in der Welt befinden). Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren mit.

https://substack.com/home/post/p-168426706

Was ist die Die Bourdieu-Falle?

Der Ausdruck „Bourdieu-Falle“ ist kein feststehender Begriff aus Pierre Bourdieus eigenem Werk, sondern eher eine kritische Zuschreibung oder eine Debattenformel, die in verschiedenen Kontexten auftaucht. Gemeint ist damit meistens ein problematischer Nebeneffekt der Anwendung von Bourdieus Theorie.

Es lassen sich grob drei Bedeutungen unterscheiden, je nachdem, wer ihn verwendet:

  1. Determinismus-Falle
    • Bourdieus Konzepte wie Habitus, Feld und Kapital erklären sehr präzise, wie soziale Herkunft und Strukturen das Denken, Handeln und die Chancen von Menschen prägen.
    • Kritiker sprechen von einer „Falle“, wenn man diese Erklärung so stark betont, dass Individuen fast nur noch als Produkte der Strukturen erscheinen – ohne Handlungsspielraum.
    • Gefahr: Man unterschätzt Kreativität, Widerstand oder Brüche mit dem Habitus.
  2. Reproduktions-Falle
    • Bourdieus Analysen (z. B. Die feinen Unterschiede) zeigen, wie Bildungs- und Klassensysteme soziale Ungleichheiten immer wieder neu erzeugen.
    • Als „Falle“ wird hier verstanden, dass man dazu neigt, Ungleichheit als fast zwangsläufige Reproduktion zu sehen.
    • Gefahr: Pessimismus und politische Lähmung („man kann ja doch nichts ändern“).
  3. Theorie-Falle
    • Manche Soziologen werfen Bourdieu vor, sein Theoriegebäude sei so umfassend und selbstreferenziell, dass man fast alles darin erklären könne.
    • „Falle“ heißt hier: Man kann sich zu sehr in Bourdieus Kategorien (Kapitalarten, Felder, Habitus) einsperren und übersieht alternative Ansätze.

👉 Kurz gesagt: Die „Bourdieu-Falle“ meint die Gefahr, Bourdieus Einsichten so zu verwenden, dass man Menschen auf ihre soziale Herkunft reduziert und Veränderung, Handlungsmacht oder theoretische Vielfalt aus dem Blick verliert.

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