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René Schickele – Zwischen Schwarzwald und Côte d’Azur
René Schickele – Zwischen Schwarzwald und Côte d’Azur
Ein Literat im Exil und seine Begegnungen mit der europäischen Bohème
René Schickele, deutsch-französischer Schriftsteller, Publizist und überzeugter Europäer, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens zwischen drei sehr unterschiedlichen, aber für ihn prägenden Orten: dem Kurort Badenweiler im Schwarzwald, dem pittoresken Sanary-sur-Mer in Südfrankreich und der Hafenstadt Nizza.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 musste Schickele Deutschland verlassen. Badenweiler, wo er in den 1920er-Jahren zeitweise gelebt hatte und im Austausch mit anderen Intellektuellen stand, wurde für ihn zu einem Ort der Erinnerung – ein Rückzugsort, an den er später nur noch gedanklich zurückkehren konnte.
Das eigentliche Zentrum seines Exils wurde jedoch Sanary-sur-Mer, ein kleines Fischerdorf in der Provence, das in den 1930er-Jahren zu einem Sammelpunkt deutschsprachiger Exilanten und europäischer Künstler wurde. Hier traf Schickele auf eine illustre Gesellschaft: Schriftsteller wie Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Franz Werfel suchten ebenso Schutz vor dem politischen Klima wie Künstlerinnen und Künstler der bildenden Kunst. Auch Erwin Piscator, der Theaterreformer, und Alma Mahler-Werfel gehörten zum Kreis. In den Cafés und an den Uferpromenaden Sanarys wurden politische Fragen ebenso intensiv diskutiert wie literarische Projekte – ein geistiger Freiraum, den die Exilierten dringend brauchten.
Für Schickele war Sanary nicht nur ein Ort der Zuflucht, sondern auch ein Treffpunkt für den europäischen Dialog. In Gesprächen mit Feuchtwanger oder den Manns vertiefte er seine Vorstellung eines übernationalen, humanistischen Europas – ein Leitgedanke, der sich wie ein roter Faden durch sein Werk zog.
Später zog es ihn weiter nach Nizza, wo er die milden Winter an der Côte d’Azur verbrachte. Hier verschlechterte sich jedoch sein Gesundheitszustand, und die politische Lage in Europa ließ ihm keine Ruhe. Trotz der bedrückenden Umstände arbeitete er weiter an Essays und Artikeln, in denen er vor den Gefahren des Nationalismus warnte.
René Schickele starb 1940 in Vence bei Nizza. Sein Lebensweg zwischen Badenweiler, Sanary-sur-Mer und Nizza spiegelt nicht nur das Schicksal vieler europäischer Intellektueller im Exil wider, sondern steht auch für den Versuch, in Zeiten der Zerstörung eine geistige Heimat zu bewahren.
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