Category: Artists

  • Walter Bondy โ€“ Fotograf des Exils

    Walter Bondy โ€“ Fotograf des Exils und Chronist von Sanary

    Wenn man an die Exilorte der europรคischen Intellektuellen in der Zwischenkriegszeit denkt, erscheint Sanary-sur-Mer wie ein leuchtender Punkt an der sรผdfranzรถsischen Kรผste: ein Hafenstรคdtchen, das sich unversehens in eine provisorische Hauptstadt der deutschsprachigen Kultur verwandelte. Unter den Schriftstellern, Musikern und Kรผnstlern, die hier Zuflucht suchten, befand sich auch Walter Bondy, ein Mann, der die Krise seiner Epoche nicht nur durchlebte, sondern sie mit der Kamera dokumentierte.

    Bondy, 1880 in Prag geboren, entstammte einer assimilierten jรผdischen Familie. Schon frรผh stand er im Bann der Kunst: zunรคchst als Maler, spรคter als Kunstkritiker, Sammler und Hรคndler. In Wien und Berlin zรคhlte er zu jenen Figuren, die die Moderne befeuerten, ohne sich selbst ganz ins Rampenlicht zu stellen. Sein Werk oszillierte stets zwischen eigenem kรผnstlerischem Ausdruck und der Vermittlung anderer โ€“ ein Dasein als Mittler, Beobachter, Chronist.

    Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten musste Bondy Deutschland verlassen. Seine Flucht fรผhrte ihn nach Frankreich, wo er sich in Sanary-sur-Mer niederlieรŸ โ€“ jenem Ort, den Lion Feuchtwanger das โ€žHauptquartier der deutschen Literaturโ€œ nannte. Hier lebten und arbeiteten Thomas Mann, Arnold Zweig, Franz Werfel, Alma Mahler-Werfel, die Feuchtwangers, die Kracauers und viele andere. Bondy aber nahm eine Sonderrolle ein: nicht als gefeierter Schriftsteller, sondern als Fotograf, der das Leben der Exilanten mit stillem, zugleich unbestechlichem Blick festhielt.

    Die Fotografie wurde fรผr Bondy im Exil zum eigentlichen Medium der Existenz. In einer Welt, in der Sprache, Publikationsmรถglichkeiten und Mรคrkte von der Diktatur abgeschnitten waren, konnte die Kamera Brรผcken schlagen. Seine Portrรคts zeigen nicht nur Gesichter, sie spiegeln auch die Fragilitรคt einer ganzen Generation, die auf gepackten Koffern lebte, heimatlos zwischen den Fronten einer sich verdรผsternden Weltgeschichte.

    Bondys Atelier in Sanary war kein glamourรถses Studio, sondern eher eine improvisierte Werkstatt. Doch dort gingen viele der groรŸen Namen des Exils ein und aus. Seine Aufnahmen wirken unprรคtentiรถs: Sie verzichten auf Inszenierung und suchen die Nรคhe zur Person. In den Gesichtern von Schriftstellern und Kรผnstlern, die alles verloren hatten auรŸer ihrer geistigen Stimme, wird die Spannung zwischen innerer Wรผrde und รคuรŸerer Unsicherheit greifbar.

    Dabei war Bondy selbst keineswegs nur der dokumentierende AuรŸenstehende. Auch er lebte im Modus des Provisoriums, im รถkonomischen Mangel, im stรคndigen Bewusstsein der Unsicherheit. Sein fotografisches Werk ist deshalb nicht nur Abbild einer Exilgemeinschaft, sondern auch Ausdruck einer eigenen existentiellen Lage. Der Fotograf des Exils war zugleich ein Exilant, dessen Kamera sein รœberlebensinstrument wurde.

    In Sanary, diesem paradoxen Paradies, das Sonne und Weinreben bot, wรคhrend in Deutschland Bรผcher verbrannt wurden, entstand so ein Bildarchiv, das heute zu den kostbaren Zeugnissen jener Epoche zรคhlt. Bondys Portrรคts sind nicht nur รคsthetisch รผberzeugend; sie sind auch historische Dokumente, Spiegel einer verlorenen Welt.

    Tragisch bleibt, dass Bondy wie viele andere nie wirklich FuรŸ fassen konnte. Nach 1940 verschรคrfte sich die Lage der Emigranten auch in Frankreich, Internierungslager und Flucht wurden zur bitteren Realitรคt. Bondy selbst starb 1940 in Toulon, geschwรคcht und entwurzelt, kaum beachtet von einer Welt, die bereits im Krieg versank.

    Doch sein Vermรคchtnis ist unรผbersehbar: Walter Bondy hat die Gesichter des Exils bewahrt. In seiner Arbeit verschrรคnken sich Kunst und Dokumentation, persรถnliches Schicksal und kollektives Gedรคchtnis. Wer heute seine Aufnahmen betrachtet, sieht nicht nur Schriftsteller, Musiker oder Kรผnstler โ€“ man sieht den Abdruck einer ganzen Kultur, die im Sรผden Frankreichs noch einmal aufblรผhte, bevor sie von Verfolgung und Vernichtung รผberschattet wurde.

    Die Portrรคts โ€“ Gesichter einer verlorenen Welt

    Bondys Fotografien aus Sanary sind heute unschรคtzbare Dokumente. Sie zeigen die Exilanten nicht als Denkmalfiguren, sondern als Menschen in einer fragilen Gegenwart:

    • Lion Feuchtwanger portrรคtierte Bondy mit einem wachen, beinahe skeptischen Blick โ€“ der Schriftsteller, der in Frankreich zwar noch eine Stimme hatte, aber schon ahnte, dass er erneut fliehen musste.
    • Alma Mahler-Werfel erscheint in seinen Bildern nicht als glamourรถse Muse, sondern ernst, fast streng โ€“ eine Frau, die in ihrer Biografie mehr Brรผche vereinte als viele andere.
    • Franz Werfel zeigt er mit mรผden Augen, in einem Moment der Stille zwischen schรถpferischem Furor und innerer Erschรถpfung.
    • Auch Arnold Zweig und Ernst Toller hat Bondy festgehalten: Mรคnner, die ihre literarische Autoritรคt bewahren wollten, wรคhrend ihr Alltag von Unsicherheit, รถkonomischer Not und der Angst vor Internierung bestimmt war.

    Diese Aufnahmen verzichten auf spektakulรคre Inszenierung. Bondy suchte nicht die Pose, sondern das Gesicht selbst, die kleine Regung, den Ausdruck zwischen Hoffnung und Sorge. Seine Bilder sind keine bloรŸen Kรผnstlerportrรคts, sondern Zeugnisse einer Gemeinschaft im รœbergang, die im Sรผden Frankreichs fรผr einen kurzen Moment Atem schรถpfte.

    Sanary, Nizza, Marseille, Los Angeles โ€“ Orte des Exils im Vergleich

    Um Bondys Bedeutung zu verstehen, lohnt der Blick auf die Geografie des Exils:

    • Sanary-sur-Mer war ein Ort der Nรคhe: klein, รผberschaubar, fast dรถrflich. Hier kannten sich die Exilanten, sie begegneten sich tรคglich am Hafen, beim Einkauf, in den Cafรฉs. Bondys Fotografien leben von dieser Intimitรคt.
    • Nizza und die Cรดte dโ€™Azur boten hingegen mondรคnere Rรผckzugsrรคume. Hier versammelte sich eine kosmopolitische Gesellschaft aus Kรผnstlern, Politikern, Diplomaten. Die Distanz zwischen den Exilanten war grรถรŸer, ihre Sichtbarkeit hรถher.
    • Marseille wurde ab 1940 zum Transitort, chaotisch, gefรคhrlich, geprรคgt von Flucht und Rettungsversuchen. Hier dominierten Pรคsse, Visa, Schiffstickets, nicht die Kontemplation.
    • Los Angeles schlieรŸlich, oft โ€žWeimar am Pazifikโ€œ genannt, wurde fรผr viele zum dauerhaften Exil: Dort entstand eine deutschsprachige Parallelkultur, in der Schriftsteller, Musiker und Intellektuelle eine zweite Heimat fanden.

    Bondy aber blieb in Sanary. Und gerade das macht seine Bilder einzigartig: Sie zeigen den kurzen Moment, in dem die Exilanten noch nicht zerstreut waren, sondern eine Gemeinschaft bildeten. Ein Vorspiel zur Flucht, eingefroren im Licht Sรผdfrankreichs.

    Vermรคchtnis

    Heute gelten Walter Bondys Fotografien als unschรคtzbare Zeugnisse des Exils. Sie erinnern daran, dass Kulturgeschichte nicht nur in Bรผchern geschrieben wird, sondern auch in Gesichtern. Bondy hat jene festgehalten, die die deutsche Kultur ins Exil trugen, bevor sie sich รผber Kontinente verstreute.

    Er selbst blieb eine Randfigur, starb vergessen โ€“ und doch verdankt ihm die Nachwelt ein visuelles Gedรคchtnis dieser Epoche. In seinen Bildern verbinden sich die persรถnliche Erfahrung des Flรผchtlings mit dem Blick des Kรผnstlers. Sanary lebt in ihnen fort: als Ort der Verlorenen, der Schaffenden, der Wartenden.

    Walter Bondy โ€“ Fotograf des Exils: ein Mann, der mit der Kamera die Wรผrde jener bewahrte, die fast alles verloren hatten.

  • Scott and Zelda Fitzgerald on the Cรดte d’Azur

    Scott and Zelda Fitzgerald on the Cรดte d’Azur โ€“ A life between glamour and ruin

    Francis Scott Fitzgerald and his wife Zelda were among the most dazzling figures of the 1920s. As the epitome of the Jazz Age, they lived a life of literary intoxication, excess, and social glamour โ€“ a life that reached its peak, but also its tragedy, in the south of France, on the Cรดte d’Azur.

    The dream of the south

    After the success of The Great Gatsby, the Fitzgeralds sought a new home away from the United States. In 1924, they were drawn to the French Riviera, which had become a magnet for artists, writers, and eccentrics in the years after World War I. A cosmopolitan community developed here, where Americans, British, and French people met. The Cรดte d’Azur stood for sun, luxury, and sophisticated freedomโ€”the ideal backdrop for a couple who embodied the myth of the โ€œgolden life.โ€

    Glamour and society

    In Cannes, Antibes, and Juan-les-Pins, the Fitzgeralds quickly became part of an illustrious circle. They socialized with Gertrude Stein, Picasso, Cole Porter, and above all Ernest Hemingway, with whom Scott had a difficult but formative friendship. The evenings were marked by lavish parties, alcohol, and scandals. Scott and Zelda became symbolic figures of an unrestrained generation that wanted to try everything after the horrors of war.

    Work and turmoil

    But behind the glittering faรงade, tensions were simmering. Fitzgerald worked feverishly on new texts, while Zelda increasingly took refuge in her own artistic ambitions โ€“ dance, painting, and later writing. Their marriage was strained by rivalry, jealousy, and Scott’s alcohol problems. Added to this was Zelda’s mental instability, which intensified during their years on the Riviera. Nevertheless, significant works emerged from this atmosphere: Fitzgerald gathered impressions that flowed into Tender is the Night, a novel that captures the Cรดte d’Azur lifestyle and the breakdown of a marriage like no other.

    Shattered illusions

    The dream of a โ€œsouthern paradiseโ€ proved illusory. Zelda suffered a severe nervous breakdown in France in 1930 and was admitted to a clinic. Scott struggled increasingly with his role as a writer who was celebrated but also increasingly tormented by self-doubt. The sparkling couple who once ruled the Riviera became tragic figures: trapped in their longing for beauty, but torn between art, intoxication, and inner emptiness.

    Aftermath

    Their time on the Cรดte d’Azur left an indelible mark on literature. In Fitzgerald’s descriptions, light and shadow, sun and abyss, celebration and decay merge. What began as a fairy tale of glamour and youth ended as a symbol of an era whose lightness was always accompanied by destruction.

    Thus, the memory of Scott and Zelda Fitzgerald on the Riviera remains a paradox: they lived there the dream of eternal summer โ€“ and at the same time its bitter awakening.


    in deutsch:

    Scott und Zelda Fitzgerald an der Cรดte dโ€™Azur โ€“ Ein Leben zwischen Glanz und Abgrund

    Francis Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda gehรถren zu den schillerndsten Figuren der 1920er Jahre. Als Inbegriff des โ€žJazz Ageโ€œ lebten sie ein Leben im Rausch von Literatur, Exzess und gesellschaftlichem Glanz โ€“ ein Leben, das gerade in Sรผdfrankreich, an der Cรดte dโ€™Azur, seinen Hรถhepunkt, aber auch seine Tragik fand.

    Der Traum vom Sรผden

    Nach dem Erfolg von The Great Gatsby suchten die Fitzgeralds eine neue Heimat abseits der Vereinigten Staaten. 1924 zog es sie an die franzรถsische Riviera, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Anziehungspunkt fรผr Kรผnstler, Schriftsteller und Exzentriker geworden war. Hier entstand eine kosmopolitische Gemeinschaft, in der sich Amerikaner, Briten und Franzosen trafen. Die Cรดte dโ€™Azur stand fรผr Sonne, Luxus und mondรคne Freiheit โ€“ ideale Kulisse fรผr ein Paar, das den Mythos des โ€žgoldenen Lebensโ€œ verkรถrperte.

    Glanz und Gesellschaft

    In Cannes, Antibes und Juan-les-Pins waren die Fitzgeralds schnell Teil eines illustren Kreises. Sie verkehrten mit Gertrude Stein, Picasso, Cole Porter und vor allem mit Ernest Hemingway, mit dem Scott eine schwierige, aber prรคgende Freundschaft verband. Die Abende waren geprรคgt von rauschenden Festen, Alkohol und Skandalen. Scott und Zelda wurden zu Symbolfiguren einer entfesselten Generation, die nach den Schrecken des Krieges alles ausprobieren wollte.

    Arbeit und Zerrissenheit

    Doch hinter der glรคnzenden Fassade brodelten Spannungen. Fitzgerald arbeitete fieberhaft an neuen Texten, wรคhrend Zelda zunehmend in ihre eigenen kรผnstlerischen Ambitionen flรผchtete โ€“ Tanz, Malerei, spรคter das Schreiben. Ihre Ehe wurde von Rivalitรคt, Eifersucht und Scotts Alkoholproblemen belastet. Hinzu kam Zeldas geistige Instabilitรคt, die sich wรคhrend der Jahre an der Riviera verstรคrkte. In dieser Atmosphรคre entstanden dennoch bedeutende Werke: Fitzgerald sammelte Eindrรผcke, die in Tender is the Night einflossen, einem Roman, der wie kein anderer das Lebensgefรผhl der Cรดte dโ€™Azur und den Zerfall einer Ehe einfรคngt.

    Zerbrechende Illusionen

    Der Traum vom โ€žsรผdlichen Paradiesโ€œ erwies sich als trรผgerisch. Zelda erlitt 1930 in Frankreich einen schweren Nervenzusammenbruch und wurde in eine Klinik eingewiesen. Scott kรคmpfte immer stรคrker mit seiner Rolle als Schriftsteller, der zwar gefeiert, aber zunehmend auch von Selbstzweifeln gequรคlt war. Aus dem funkelnden Paar, das einst die Riviera beherrschte, wurden tragische Figuren: Gefangen in ihrer Sehnsucht nach Schรถnheit, aber zerrieben zwischen Kunst, Rausch und innerer Leere.

    Nachklang

    Die Zeit an der Cรดte dโ€™Azur hinterlieรŸ in der Literatur ein unvergรคngliches Echo. In Fitzgeralds Schilderungen verschmelzen Licht und Schatten, Sonne und Abgrund, Feste und Zerfall. Was zunรคchst wie ein Mรคrchen aus Glanz und Jugend begann, endete als Symbol einer Epoche, deren Leichtigkeit immer schon von Zerstรถrung begleitet war.

    So bleibt die Erinnerung an Scott und Zelda Fitzgerald an der Riviera ein Paradox: Sie lebten dort den Traum vom ewigen Sommer โ€“ und zugleich dessen bitteres Erwachen.


    in french:

    Scott et Zelda Fitzgerald sur la Cรดte d’Azur โ€“ Une vie entre gloire et abรฎme

    Francis Scott Fitzgerald et sa femme Zelda comptent parmi les personnages les plus fascinants des annรฉes 1920. Incarnant ร  la perfection le ยซ Jazz Age ยป, ils menaient une vie marquรฉe par la littรฉrature, les excรจs et les fastes mondains โ€“ une vie qui a connu son apogรฉe, mais aussi sa tragรฉdie, dans le sud de la France, sur la Cรดte d’Azur.

    Le rรชve du Sud

    Aprรจs le succรจs de Gatsby le Magnifique, les Fitzgerald cherchรจrent une nouvelle patrie loin des ร‰tats-Unis. En 1924, ils s’installรจrent sur la Cรดte d’Azur, qui รฉtait devenue aprรจs la Premiรจre Guerre mondiale un pรดle d’attraction pour les artistes, les รฉcrivains et les excentriques. Une communautรฉ cosmopolite s’y รฉtait formรฉe, oรน se cรดtoyaient Amรฉricains, Britanniques et Franรงais. La Cรดte d’Azur รฉtait synonyme de soleil, de luxe et de libertรฉ mondaine โ€“ un cadre idรฉal pour un couple qui incarnait le mythe de la ยซ vie dorรฉe ยป.

    Glamour et mondanitรฉs

    ร€ Cannes, Antibes et Juan-les-Pins, les Fitzgerald s’intรจgrent rapidement dans un cercle illustre. Ils frรฉquentent Gertrude Stein, Picasso, Cole Porter et surtout Ernest Hemingway, avec lequel Scott entretient une amitiรฉ difficile mais marquante. Les soirรฉes รฉtaient marquรฉes par des fรชtes somptueuses, l’alcool et les scandales. Scott et Zelda devinrent les figures emblรฉmatiques d’une gรฉnรฉration dรฉbridรฉe qui, aprรจs les horreurs de la guerre, voulait tout essayer.

    Travail et dรฉchirement

    Mais derriรจre cette faรงade brillante, les tensions bouillonnaient. Fitzgerald travaillait fรฉbrilement ร  de nouveaux textes, tandis que Zelda se rรฉfugiait de plus en plus dans ses propres ambitions artistiques : la danse, la peinture, puis plus tard l’รฉcriture. Leur mariage รฉtait minรฉ par la rivalitรฉ, la jalousie et les problรจmes d’alcoolisme de Scott. ร€ cela s’ajoutait l’instabilitรฉ mentale de Zelda, qui s’est aggravรฉe au fil des annรฉes passรฉes sur la Cรดte d’Azur. Dans cette atmosphรจre, des ล“uvres importantes ont nรฉanmoins vu le jour : Fitzgerald a recueilli des impressions qui ont nourri Tender is the Night, un roman qui, comme aucun autre, capture l’esprit de la Cรดte d’Azur et la dรฉsintรฉgration d’un mariage.

    Illusions brisรฉes

    Le rรชve d’un ยซ paradis mรฉridional ยป s’est avรฉrรฉ illusoire. En 1930, Zelda a fait une grave dรฉpression nerveuse en France et a รฉtรฉ admise dans une clinique. Scott avait de plus en plus de mal ร  assumer son rรดle d’รฉcrivain, certes cรฉlรจbre, mais de plus en plus tourmentรฉ par le doute. Le couple รฉtincelant qui rรฉgnait autrefois sur la Cรดte d’Azur est devenu tragique : prisonnier de son dรฉsir de beautรฉ, mais dรฉchirรฉ entre l’art, l’ivresse et le vide intรฉrieur.

    Rรฉpercussions

    Le temps passรฉ sur la Cรดte d’Azur a laissรฉ une empreinte indรฉlรฉbile dans la littรฉrature. Dans les descriptions de Fitzgerald, lumiรจre et ombre, soleil et abรฎme, fรชte et dรฉcadence se confondent. Ce qui avait commencรฉ comme un conte de fรฉes fait de splendeur et de jeunesse s’est terminรฉ comme le symbole d’une รฉpoque dont la lรฉgรจretรฉ a toujours รฉtรฉ accompagnรฉe de destruction.

    Le souvenir de Scott et Zelda Fitzgerald sur la Riviera reste donc paradoxal : ils y ont vรฉcu le rรชve d’un รฉtรฉ รฉternel, mais aussi son rรฉveil amer.

  • Thomas Mann on Wagner, Nietzsche and Freud

    Thomas Mann on Wagner, Nietzsche, and Freud โ€“ Germanness as reflected in modernity

    When Thomas Mann speaks, people listen โ€“ not only because of the elegance of his language, but also because of his sharp insight into German culture. In his lecture on Richard Wagner on February 10, 1933, he ventured an interpretation that removed the composer from the sphere of nationalistic veneration and placed him in the vicinity of another authority that was just beginning to take effect: Sigmund Freud’s new ideas.

    Thomas Mann portrays Richard Wagner as an artist of a broken modernity, as a figure who does not rest in sublimity but is marked by inner conflicts. The excess, the pathos, the ecstatic exaggeration of his music appear to Mann as symptoms of a psychological struggle โ€“ an expression of the unconscious that Freud had made visible for the first time.

    In this interpretation, Wagner’s โ€œGermannessโ€ is not understood as a proud, flawless force, but as a spiritual fabric of greatness and illness, of creative vision and corrosive self-analysis. For Mann, Wagner is not a national saint, but the first great representative of a modern, self-questioning Germany.

    But Thomas Mann did not stop at psychoanalytic interpretation. He drew further parallels โ€“ to Friedrich Nietzsche, the philosopher who was initially ardently devoted to the โ€œMaster of Bayreuthโ€ before turning away from him in a radical break. For Mann, this relationship was particularly revealing: Nietzsche recognized in Wagner’s intoxication, demonism, and excess the danger of exaggeration that could tip over into pathology.

    In Nice, where Mann lived for a time, he sensed the same tension between illness and creation that Nietzsche had experienced so vividly in the south. Nice, with its light and its vastness, became a contrasting image for both of themโ€”a place of recovery and clarity, but also of painful self-observation. For Mann, Wagner embodied the abysmal German, while Nietzsche represented the critical, clarifying authority that rejected this legacy and at the same time transformed it creatively.

    But Thomas Mann himself was always reflected in this constellation. Like Wagner, he saw himself as an artist who drew inspiration from inner turmoil. The โ€œbourgeois solidityโ€ he embodied outwardly only partially concealed the abysses and ambivalences that nourished his work. From Nietzsche, he adopted the role of the self-analyst who recognizes weakness, critically penetrates it, and thereby overcomes it.

    In Nice, in the light of the Cรดte d’Azur, this self-interpretation became particularly clear to Mann. The south made him realize that Germanness was not only fate, but also a task: to reflect on it critically, to name its dangers, and to transform it from within. Wagner, Nietzsche, and Freud were not mere points of reference for him, but reflections of his own existence.

    This lecture on Wagner thus goes far beyond music. It proves to be a key text on Thomas Mann’s journey from defender of the โ€œGerman essenceโ€ in Reflections of an Unpolitical Man to sharp critic who opposed National Socialism in exile. What began in Nice in reflections on Wagner and Nietzsche found its conclusion in a clear rejection of self-destructive Germanness.

    Thomas Mann’s interpretation of Wagner is a document of intellectual self-discovery: the linking of music, philosophy, and psychoanalysis into a triad of modernityโ€”and at the same time the confession of a poet who recognized his own destiny in the mirror of Wagner and Nietzsche.

    Thomas Mann und Friedrich Nietzsche, Siegmund Freud und Richard Wagner
  • Renรฉ Schickele โ€“ Zwischen Schwarzwald und Cรดte dโ€™Azur

    Renรฉ Schickele โ€“ Zwischen Schwarzwald und Cรดte dโ€™Azur
    Ein Literat im Exil und seine Begegnungen mit der europรคischen Bohรจme

    Renรฉ Schickele, deutsch-franzรถsischer Schriftsteller, Publizist und รผberzeugter Europรคer, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens zwischen drei sehr unterschiedlichen, aber fรผr ihn prรคgenden Orten: dem Kurort Badenweiler im Schwarzwald, dem pittoresken Sanary-sur-Mer in Sรผdfrankreich und der Hafenstadt Nizza.

    Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 musste Schickele Deutschland verlassen. Badenweiler, wo er in den 1920er-Jahren zeitweise gelebt hatte und im Austausch mit anderen Intellektuellen stand, wurde fรผr ihn zu einem Ort der Erinnerung โ€“ ein Rรผckzugsort, an den er spรคter nur noch gedanklich zurรผckkehren konnte.

    Das eigentliche Zentrum seines Exils wurde jedoch Sanary-sur-Mer, ein kleines Fischerdorf in der Provence, das in den 1930er-Jahren zu einem Sammelpunkt deutschsprachiger Exilanten und europรคischer Kรผnstler wurde. Hier traf Schickele auf eine illustre Gesellschaft: Schriftsteller wie Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Franz Werfel suchten ebenso Schutz vor dem politischen Klima wie Kรผnstlerinnen und Kรผnstler der bildenden Kunst. Auch Erwin Piscator, der Theaterreformer, und Alma Mahler-Werfel gehรถrten zum Kreis. In den Cafรฉs und an den Uferpromenaden Sanarys wurden politische Fragen ebenso intensiv diskutiert wie literarische Projekte โ€“ ein geistiger Freiraum, den die Exilierten dringend brauchten.

    Fรผr Schickele war Sanary nicht nur ein Ort der Zuflucht, sondern auch ein Treffpunkt fรผr den europรคischen Dialog. In Gesprรคchen mit Feuchtwanger oder den Manns vertiefte er seine Vorstellung eines รผbernationalen, humanistischen Europas โ€“ ein Leitgedanke, der sich wie ein roter Faden durch sein Werk zog.

    Spรคter zog es ihn weiter nach Nizza, wo er die milden Winter an der Cรดte dโ€™Azur verbrachte. Hier verschlechterte sich jedoch sein Gesundheitszustand, und die politische Lage in Europa lieรŸ ihm keine Ruhe. Trotz der bedrรผckenden Umstรคnde arbeitete er weiter an Essays und Artikeln, in denen er vor den Gefahren des Nationalismus warnte.

    Renรฉ Schickele starb 1940 in Vence bei Nizza. Sein Lebensweg zwischen Badenweiler, Sanary-sur-Mer und Nizza spiegelt nicht nur das Schicksal vieler europรคischer Intellektueller im Exil wider, sondern steht auch fรผr den Versuch, in Zeiten der Zerstรถrung eine geistige Heimat zu bewahren.